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Eine braun-weisse Eule, die mit offenen Augen konzentriert sitzt.

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit II

Lerche oder Eule?

Hierzu gibt es folgende interessante Erkenntnisse der Chronobiologie: Die inneren Uhren von Menschen ticken unterschiedlich. Chronobiologen sprechen in diesem Kontext von Chronotypen, wobei sie die Frühaufsteher als Lerchen und die Spätaufsteher als Eulen betiteln. Lerchen sind früh wach und einsatzbereit. Ihre Leistungshochs liegen am frühen Vormittag und kurz nach der Mittagszeit. Lerchen werden früh müde und haben Schwierigkeiten lange aufzubleiben.

Ganz anders die Eulen, die morgens nur mühsam wach werden, spätnachmittags zu Höchstform auflaufen und abends kaum ins Bett zu bekommen sind. Optimal wäre es für die Gesundheit, wenn man diesen natürlich vorgegebenen Schlaf-Wach Rhythmus ausleben könnte, was die derzeit vorherrschenden Kern- und Regelarbeitszeiten allerdings nicht zulassen. Schüler und Berufstätige müssen überwiegend zu festen Zeiten am Arbeitsplatz erscheinen. 

Aktivität braucht Pausen!

Neben Tag-Nacht Zyklen und einem 24 Stunden Rhythmus, den zirkadianen Zyklen, gibt es noch sogenannte ultradiane Zyklen, was nicht vielmehr als einfach nur kürzer als 24 Stunden bedeutet.

Zentrale Erkenntnisse daraus sind, dass jeder Nachtschlaf aus wiederkehrenden 90 Minuten- Sequenzen zusammengesetzt ist und auch die Leistungshochs- und Tiefs während des Tages bestimmten zeitlichen Schwankungen unterworfen sind. Demnach sind wir Menschen nicht dafür gemacht, stundenlang hochkonzentriert und auf einem gleichmässig hohen Niveau durchzuarbeiten, sondern dass wir Pausen brauchen. So ist auch unserer Aufmerksamkeitsspanne nach eineinhalb Stunden ausgereizt. 

Dazu kommt in der Regel, dass wir ca. alle vier Stunden Hunger bekommen. All das wird unbewusst und biologisch durch ua. Blutdruck, Herzfrequenz mitbestimmt. Diese verschiedenen Hochs- und Tiefs wiederum sind stark abhängig vom Chronotyp. Eulen schlafen nicht nur später als Lerchen, sie bekommen auch später am Tag Hunger usw. 

Fazit: Powernapping verleiht neue Energie

Alle neunzig Minuten sollten wir kurz innehalten und uns dann weitere drei bis viermal täglich rund um die Hauptmahlzeiten längere Pausen gönnen, die wir idealerweise unter freiem Himmel verbringen. Die Schlafforschung ist sich des Weiteren darin einig, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden auf jeden Fall die Möglichkeit einer ausgiebigen Mittagspause verschaffen sollten. 

Sehr empfehlenswert wäre es, diese Pause auch zum Schlafen zu nutzen. Das sogenannte Powernapping, das zwischen 20 und 30 Minuten dauern sollte, verleiht neue Power und Energie und zwar für Gehirn und Körper. Ein Mittagsschlaf hilft, versäumten Nachtschlaf nachzuholen. Wer Pausen macht ist nicht faul, denn zwischen den Pausen sind genau diese Menschen motivierter, schneller und konzentrierter.

Wer schläft sündigt nicht

Hier wird deutlich, dass bei uns zunächst die gesellschaftliche Akzeptanz für Regeneration und Erholung am Arbeitsplatz geschaffen werden muss und das Wissen darüber verbreitet, dass wer „powernapped“, Unternehmen und Volkswirtschaft gute Dienste erweist. Denn eine ausgeschlafene Gesellschaft ist eine leistungsfähigere und gesündere Gesellschaft. „Ich verstehe nicht, dass sich diese simple Möglichkeit zur Leistungssteigerung bei uns nicht durchsetzt. Wer viel tut, muss auch immer mal wieder nichts tun“, sinniert der Freiburger Somnologe Dieter Riemann.

Die Empfehlung

Jeder von uns sollte versuchen, das gesellschaftlich vorgegebene Zeitkorsett immer mal wieder zumindest, zu ignorieren und zu einem persönlichen Zeitgefühl zurückzufinden. Wir müssen dafür unsere chronobiologischen Bedürfnisse kennen und wieder ein naturverbundeneres Leben führen. Das entscheidende Instrument hierzu ist ein respektvoller, verantwortungsbewusster und achtsamer Umgang mit unserem kostbaren Gut Schlaf und unserer ganz persönlichen inneren Uhr. Wider dem armseligen Dikat von Stechuhren und Weckern. Wir sollten mit der Zeit leben und nicht gegen sie. Mit dem Ziel einer ausgeschlafeneren und somit fitteren Gesellschaft.

AutorIn: Ilona Schönle