Homeoffice: Zwischen Flexibilität, Produktivität und Zusammenarbeit
Eine bessere Work-Life-Balance, aber ein erschwerter Austausch im Team: Seit der Pandemie ist Homeoffice in aller Munde. Während einige vom Remote-Arbeitsmodell begeistert sind, zweifeln andere an dessen Effektivität.
Die Debatte ist geprägt von Mythen und polarisierenden Meinungen – aber was sagen die Fakten? Wir haben das Thema in einer Event-Reihe unter die Lupe genommen und. gängige Meinungen aus wissenschaftlicher als auch aus praktischer Sicht beleuchtet. Michaela Knecht von der FHNW und Laurenz Meier von der Uni Neuchâtel gaben Einblicke in Forschungsergebnisse, während Manuela Peter, Researcher und Developerin bei unserer New Work Academy, Tipps aus der Praxis teilte und unsere Podiumsgäste aus ihrem Arbeitsalltag berichteten und ihre Erfahrungen einbrachten.
Homeoffice und Produktivität
Arbeiten wir im Homeoffice produktiver? Die Wissenschaft sagt: Wenn die Leistung mit objektiven Kriterien gemessen wird, lässt sich kein Unterschied feststellen. Gleichwohl kann unsere Wahrnehmung eine andere sein: Sowohl Erwerbstätige als auch Führungskräfte empfinden ihre Leistung im Homeoffice oft als produktiver. Als förderlich für die Produktivität im Homeoffice gelten Autonomie in der Gestaltung der Arbeitszeiten und weniger Ablenkung.
Homeoffice und Zusammenarbeit
Ist die Zusammenarbeit im Team aus dem Homeoffice erschwert? Ja, sagen diverse Studien. Homeoffice führt zu weniger direktem Kontakt und kann so den Informationsaustausch innerhalb und zwischen Teams erschweren. Ausserdem funktioniert die Ideengenerierung im virtuellen Raum teilweise schlechter, weshalb auch die Innovation gebremst werden kann. Es lohnt sich also, bewusst Präsenztage in der Zusammenarbeit einzuplanen.
Homeoffice und Führung
Geht Führung aus dem Homeoffice schlechter? Nein, aus wissenschaftlicher Sicht ist gute Führung auch aus dem Homeoffice möglich. Zentraler Erfolgsfaktor für die Zusammenarbeit ist dabei das Vertrauen. Diese ist über Distanz zwar schwieriger aufzubauen, über eine gute Kommunikation aber durchaus möglich. Dabei kommt es auf die Qualität und nicht auf die Quantität an. Ausserdem sind klare Arbeitsaufträge und Möglichkeiten für Rückfragen und Feedback entscheidend.
Homeoffice und Work-Life-Balance
Führt Homeoffice zu einer besseren Work Life Balance? Die Antwort aus wissenschaftlicher Sicht ist kein klares Ja. Homeoffice tut zwar insgesamt gut und führt zu einer besseren Work Life Balance. Damit die Erholung und die gute Balance aber auch wirklich gelingen, sind gute Abgrenzungsstrategien wichtig. Am Anfang des Tages festgelegte Arbeitszeiten und Pausen, Rituale zum Abschalten und Bewegung können da beispielsweise helfen.
Homeoffice und Employer Branding
Ist für jüngere Mitarbeitende Homeoffice besonders wichtig? Nein, Homeoffice ist keine Altersfrage und allen Altersgruppen ähnlich wichtig. Zwar wird Homeoffice von vielen Mitarbeitenden mittlerweile als selbstverständlich vorausgesetzt, trotzdem kann die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, eine Stelle attraktiver machen.
Ausgestaltung der Flexibilität: Fairness und Autonomie als Schlüsselfaktoren
Bei allen Vorteilen von Homeoffice: Örtliche Flexibilität ist nicht in allen Unternehmen oder in allen Bereichen eines Unternehmens gleich umsetzbar. Sind Mitarbeitende, die keiner Bürotätigkeit nachgehen, benachteiligt gegenüber Büromitarbeitenden in Punkto Flexibilität? Nicht unbedingt – Denn nicht alle Berufsgruppen wünschen sich in gleichem Ausmass Wahlmöglichkeiten hinsichtlich Arbeitsort. Ausserdem kann auch zeitliche Flexibilität einen klaren Mehrwert bieten. Fairness wird idealerweise nicht nur hinsichtlich Flexibilität beim Arbeitsort und bei der Arbeitszeit gedacht. Auch Autonomie in der Arbeitsausgestaltung kann einen klaren Mehrwert für die Mitarbeitenden bieten.
Mobil-flexible Arbeit und Büroräumlichkeiten
Die Nutzung von Büroräumlichkeiten schwankt. An manchen Tagen ist das Büro gut besucht, an anderen Tagen fast leer. Wie gelingt der Spagat zwischen Flexibilität und effizienter Nutzung von Büroräumlichkeiten? Peak-Zeiten zu steuern ist eine Herausforderung, einfache Tipps gibt es da nicht. Zeitversetzte Teamtage kann teamübergreifend geplant und abgestimmt werden. Es können Anreize für bestimmte Büro- oder Homeoffice-Tage gesetzt werden. Zentral bleibt jedoch die Frage: Wofür kommen die Mitarbeitenden gerne ins Büro? Wofür lohnt es sich für die Mitarbeitenden, ins Büro zu kommen?
Wie mobil-flexibel werden wir in Zukunft arbeiten?
Auch in Zukunft wird es ein Mix aus Büropräsenz und Homeoffice bzw. Remote-Arbeit sein. Aktuell geht der Trend zwar wieder mehr Richtung Büropräsenz. Jedoch wird die Zukunft bei hybriden Modellen liegen, die das Beste aus beiden Welten vereinen. Ein Patentrezept für den perfekten Mix gibt es nicht. Jedes Unternehmen wird auch zukünftig den für sich passenden Weg finden müssen.
Die obigen Erkenntnisse helfen, die wünschbare Zukunft aktiv und zielgerichtet zu gestalten.