Header

Zwei moderne Lounge-Sessel stehen vor einer Mooswand mit runden Holz-Elementen – ein Blickfang aus Naturmaterialien. Die Kombination aus sattem Grün, Holz und klarer Formensprache unterstreicht den biophilen Gestaltungsansatz.

Urlaubs-Vibe im Büro: Wie Biophilic Design das Wohlbefinden fördert

Sommer, Sonne – und kein Urlaub in Sicht? Was wäre, wenn wir das Urlaubsgefühl direkt ins Büro holen könnten? Genau hier setzt Biophilic Design quasi an – ganz ohne Reisekoffer. Büros erhalten dadurch nicht nur eine erfrischende Optik, sondern aktivieren unsere Sinne, reduzieren Stress und steigern die Kreativität.  

Biophilic Design – was ist das? 

Biophilic Design basiert auf dem Prinzip der „Biophilie“ – der angeborenen menschlichen Neigung, sich mit natürlichen Umgebungen und Lebewesen verbunden zu fühlen. Geprägt durch den Biologen Edward O. Wilson in den 1980er-Jahren, zielt Biophilic Design in der Architektur darauf ab, Räume zu gestalten, die Menschen und Natur zusammenführen und so das Wohlbefinden als auch die Produktivität zu fördern. 

Das Biophilic Design Konzept 

Die Strategie- und Beratungsagentur Terrapin Bright Green zeigt in dessen Report 14 Patterns of Biophilic Design Gestaltungsprinzipien für vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in Innen- und Aussenräumen auf. Die Prinzipien wiederum sind drei Kategorien zugeordnet: die Natur im Raum, die natürlichen Entsprechungen und die Natur des Raums. 

Natur im Raum beschreibt die direkte, physische und kurzlebige Präsenz von Naturelementen in einem Raum oder Ort. Dazu zählen Pflanzen, Wasser und Tiere, aber auch Geräusche und Düfte. Typische Umsetzungen sind Zimmerpflanzen, Blumenbeete, Aquarien, Innenhofgärten oder begrünte Wände und Dächer. Entscheidend für ein starkes Erlebnis sind dabei Vielfalt, Bewegung und multisensorische Interaktionen. 

Natürliche Entsprechungen umfassen organische, unbelebte und indirekte Anspielungen auf die Natur. Formelemente wie Muscheln oder Blätter, Möbel in organischen Konturen oder natürliche Werkstoffe spiegeln die Natur wider, ohne ihr im Rohzustand zu entsprechen.  

Natur des Raums bezieht sich auf räumliche Konfigurationen, die dem Bedürfnis nach Weitsicht und Zuflucht bzw. Rückzug sowie unsere Faszination für das Ungewisse, manchmal sogar leicht Unsichere und Risikoreiche, in sicherem Rahmen entgegenkommen. Verborgene Ausblicke oder überraschende Blicköffnungen steigern die Spannung und Faszination, wenn sie bewusst gestaltet und mit den anderen Naturprinzipien kombiniert werden. 

Helles, modern gestaltetes Buero mit Raumteilern voller konservierter Pflanzen und schallabsorbierenden Sitznischen. Viel Grün, klare Linien und ein entspannter Lounge-Bereich fördern Ruhe und Fokus.
Lichtdurchfluteter Lounge-Bereich mit einem grossen, modularen Sofa in Blau und Grün, umgeben von üppigen Topfpflanzen und grossen Fenstern mit Blick ins Grüne. Die sichtbare Holzbalken-Decke verleiht Wärme und Natürlichkeit.
Ruhezone mit akustisch abgeschirmtem Sofa, einer Person mit Headset und einem Teppich im Blattdesign. Grosse Fenster lassen viel Tageslicht herein, Pflanzen sorgen für lebendige Atmosphäre.

Biophilic Design und Wohlbefinden 

Zahlreiche Studien belegen die positiven Auswirkungen von Biophilic Design auf das Wohlbefinden. Laut Human Spaces – The Global Impact of Biophilic Design in the Workplace kann unsere Leistungsfähigkeit durch natürliche Elemente wie Sonne und Begrünung in Innenräumen um 6 % gesteigert werden. Gleichzeitig steigen laut derselben Studie Kreativität und Wohlbefinden um 15 % an. Zudem ist nach der Attention Restoration Theory von Kaplan und Kaplan 1989 die gerichtete Aufmerksamkeit wiederherstellbar – also jene, die wir nutzen, um uns auf spezifische Aufgaben zu konzentrieren. Auch fördert Biophilic Design die Stressreduktion und ermöglicht bei der Verwendung von Pflanzen eine verbesserte Luftqualität. Pflanzen tragen nebst Naturmaterialien darüber hinaus dazu bei, Schall zu absorbieren und zumindest geringfügig, Bürolärm zu reduzieren.  

Praxistipps: Mit den Biophilic Design Prinzipien das Wohlbefinden fördern  

1. Natur im Raum

Die direkte Präsenz von lebenden Pflanzen, Wasser und natürlichen Geräuschen im Büro wirkt nachweislich stressreduzierend und stabilisierend auf Herzfrequenz und Blutdruck. Zugleich fördern solche Umgebungen die Aufmerksamkeit und kognitive Leistungsfähigkeit, indem sie multisensorische Reize bieten: Das Auge schweift zu Grünflächen, das Ohr hört Wasserklänge, die Haut spürt leichte Luftbewegungen.  

Praktische Tipps:  

  • Begrünte Wände (Living Walls) installieren 
  • Modulare Pflanzcontainer an Arbeits- und Begegnungszonen aufstellen 
  • Kleine Wasserspiele (Brunnen, Zimmerbrunnen) integrieren 
  • Naturklänge (Wasserrauschen, Windspiel) realisieren 
  • Punktuell gesteuerte Lüftung oder regelmässiges Stosslüften für variierende Luftströme einplanen 

2. Natürliche Entsprechungen

Indirekte Naturverbindungen – etwa Möbel mit organischen Konturen, Holz- oder Steinoberflächen und abstrakte Kunstwerke, die Muster wie Rindenstrukturen oder Muschelschalen nutzen – tragen zur Blutdrucksenkung bei, steigern die Kreativität und vermitteln ein erhöhtes Komfortempfinden. Eine abwechslungsreiche Gestaltung, die von biomorphen Formen über regional typische Materialien bis hin zu komplex angeordneten Textilien reicht, erzeugt ein Gefühl von Vertrautheit und ästhetischer Harmonie. 

Praktische Tipps:  

  • Möblierung mit organischen Konturen (rund geformte Stühle, Sofas) wählen 
  • Oberflächen aus nachhaltigem Holz oder Naturstein einsetzen 
  • Wandgestaltung oder Akustikpaneele mit Blatt- oder Rindenmustern anbringen 

3. Natur des Raums

Räumliche Konfigurationen, die unsere Weitsicht und unsere Faszination für das Ungewisse, manchmal sogar leicht Unsichere, integrieren, fördern eine gesunde Mischung aus Stressreduktion, Sicherheitsgefühl und dopaminbasierten Belohnungsreizen. Ein freier Blick ins Grüne senkt nachweislich Anspannung, geschützte Nischen steigern die Konzentration, subtil versteckte Durchgänge wecken Neugier und kleine, sichere Höhenunterschiede aktivieren das Belohnungszentrum im Gehirn. 

Praktische Tipps:  

  • Aussichtspunkte an Fenstern oder Dachterrassen schaffen  
  • Geschützte Rückzugsnischen mit hoher Rückenlehne oder Sichtschutz einrichten  
  • Teilverdeckte Durchgänge, Nischen oder Deckensegel zur Entdeckung anlegen  
  • Kleine, sichere Höhenunterschiede oder Podeste integrieren, um subtile „Risiken“/Unsicherheiten zu bieten 

Mit „Urlaubs-Vibes“ zu mehr Wohlbefinden im Büro 

Biophilic Design bringt uns das gute Gefühl von Natur und Erholung direkt an den Arbeitsplatz – ohne Stress, aber mit nachweislich messbaren Effekten: geringerer Blutdruck, bessere Konzentration, erhöhte Kreativität und ein stärkeres Wohlbefinden. Ob durch üppige Pflanzenwände, organisch geformte Möbel oder spannende Raumkonfigurationen – jede der drei Kategorien trägt gezielt dazu bei, dass Mitarbeitende sich wohler fühlen und langfristig leistungsfähiger sind. 

Quelle Fotos: Greenfinity, Royal Ahrend ©Eva Bloem, ©Stijnstijl Fotografie