Erfolg — ein der Liebe vergleichbares Phänomen

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AutorIn: Ilona Schönle

Das Streben nach Erfolg treibt Menschen an, wobei nicht eindeutig zu bestimmen ist, ob Erfolg das Ergebnis eines zielgerichteten Wirkens ist oder das Wirken selbst.

Die drei Säulen

Fest steht, dass Erfolg deutlich vielschichtiger zu interpretieren ist als mit Geld und Macht. Das ist eindrücklich nachzulesen in Arianna Huffingtons New York Times Besteller „Die Neuerfindung des Erfolgs“. Huffington plädiert dafür, neben Geld und Macht, das eigene Wohlbefinden als dritte Säule für ein erfolgreiches Leben in eine allgemeingültige Erfolgsbetrachtung einzubeziehen. Es genüge nicht mehr ein finanzielles Vermögen zu schaffen und zu vermehren. Es gelte auch das menschliche Vermögen in Form von Freiräumen, Pausen und echter Kommunikation zu fördern. „Denn“, so die Autorin, „wir stehen an einem Wendepunkt, an dem sich unser Verständnis von Erfolg verändert- und dies geschieht keinen Moment zu früh.“ 

Was ist Erfolg?

Meine ganz subjektive Definition lautet, dass Erfolg zwar etwas sehr Individuelles ist, jedoch subjektiv empfundene Leistung erst durch Anerkennung von aussen zum Erfolg wird. Erfolg ist eine komplexe Kategorie, die man als Unternehmen- ebenso wie als Mensch- nicht zu 100% im Griff haben kann, da Erfolg wenn überhaupt, nur begrenzt planbar ist. Ausgangspunkt, wenn es um die Definition von Erfolg oder Misserfolg geht, ist immer der Vergleich. Der Vergleich macht häufig den Unterschied zwischen Erfolg oder Misserfolg. Eigenschaften eines per se erfolgreichen Menschen oder Unternehmens gibt es nicht. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Fünf jeweils für sich erfolgreiche Mitarbeiter machen nicht automatisch ein erfolgreiches Team aus. Auch ist Erfolg weniger als einmaliges Ergebnis anzusehen als vielmehr die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden und zu definieren und auch die Ziele flexibel zu halten.

Der Preis für den Sieg

Bemerkenswert ist auch inwiefern Sieg und Erfolg einander bedingen. In diesen Zusammenhang passt der Begriff des Pyrrhus Sieges und das dazugehörige Zitat: «Noch so ein Erfolg und wir sind verloren.» Siegreich zu sein bedeutet im Umkehrschluss also auch nicht automatisch, erfolgreich zu sein, da der Preis, den man für den Sieg bezahlt, zu hoch ist. 

Erfolg und Leistung — wirklich messbar?

Wir leben in einer Zeit des Versprechens: Jede/r, unabhängig von Herkunft und Hintergrund kann es theoretisch schaffen, durch Leistung gemäss den gültigen Kriterien erfolgreich zu sein. Das Problem beginnt allerdings bereits bei der Definition und Messbarkeit von Leistung. Leistet ein Investmentbanker mehr als eine Krankenschwester und ist er in Folge erfolgreicher, weil er das Vielfache verdient? Ist seine Arbeit mehr wert? In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage ob die Götter vor den Erfolg tatsächlich immer eine gewisse schweisstreibende Leistung gestellt haben?
Ich sage, ob ein Unternehmen erfolgreich ist oder nicht, hängt manchmal – wie beim Einzelnen auch- mehr von Glück und Zufällen ab, als von planbaren Faktoren wie Engagement und Produktivität. Gerade ökonomischer Erfolg, der auf einem rein quantitativen Wertbegriff basiert, kann sich sowohl aus cleverem Selbstmarketing, ehrlicher Arbeit oder auch aus purem Zufall ergeben. 

Arbeitsleistung oder Lebenswerk

Höchste Zeit, das zunehmend leere Spiel von Leistung und Erfolg zu überwinden und anstelle von Erfolg von einem Werk zu reden. Werke schaffen in einem individuellen, wie gesellschaftlichen Sinne Wachstum und Nutzen. Ein einzig auf Profitmaximierung ausgerichteter, ökonomischer Erfolg hingegen, kann niemals als Werk bezeichnet werden. Ein darüber hinausreichendes unternehmerisches Werk entsteht erst durch sinnvolle, unser Leben bereichernde Produkte und durch die Schaffung guter Arbeit, die es Menschen ermöglicht, ihr Wissen und Können zu entfalten.
Eine über den klassischen Erfolg und seine quantifizierbaren Ziele hinausgehende Sichtweise wäre es, Menschen an ihren Werken zu messen. Dies würde möglicherweise bewirken, dass wir, anstelle Leistungsnormen zu erfüllen, ein Werk schaffen oder gar unser Leben selbst zu einem solchen Werk machen. Wir würden zu „Lebenskünstlern“ im buchstäblichen Sinn. Auch wenn der Erfolg nicht immer offensichtlich ist, die Verantwortung für unser Lebenswerk tragen wir selbst.  

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